1. Preis, “Kronjuwel”
Die Zehntenscheune ist typologisch gesehen mit den gereihten Bauernhäusern, den sogenannten Vielzweckbauten, verwandt. Die einzelnen Nutzungen werden dabei hintereinander gereiht, angefangen beim Wohnteil, dem in der Regel ein Tenn zur Belieferung und Durchfahrt folgt. An das Tenn wird im Erdgeschoss zur guten Belieferung der Stall direkt angeschlossen, während die Obergeschosse zur Lagerung von Heu und Getreide für Mensch und Tier dienen. Das Haus ist in Querzonen gegliedert, die sich jeweils über die ganze Gebäudetiefe erstrecken. Diese Ausgangstypologie ist weit verbreitet und kommt in Abhängigkeit vom bewirtschafteten Land in verschiedenen Grössen vor, vom kleinen Bauernhaus bis zur grösseren Zehntenscheune für Gemeinden. Das Tenn als markantes Merkmal verbindet sowohl die beiden Seiten des Hauses mit der Durchfahrt als auch die Nutzungsteile Stall und Heuboden. Als Zeichen gegen Aussen wirkt das grosse, filigran gestaltete Tor. Es erzählt, neben seinem funktionalen Sinn, von der Bedeutung des Hauses innerhalb des Dorfes und ist tragendes Merkmal für den Charakter des Bestandes.
Der Umbau bestehender Häuser geht meist mit einer Nutzungsänderung einher. Eine neue Nutzung, die mit der alten möglichst verwandt ist, führt für das Haus zu bescheidenen Veränderungen. Einhergehend mit diesem Prozess bedarf es einer präzisen Umdeutung seiner Bedeutung und seiner formalen Qualitäten, um das Neue mit dem Alten in einen sinnstiftenden Zusammenhang zu setzen. Nur so kann die schöne bestehende Scheune ihre Substanz wahren und gleichzeitig zu einem angemessenen und vor allem verständlichen Neuen geführt werden. Wir halten es für passend, die bestehenden Teile mit ihrer Funktion schlicht umzudeuten. Für die Zehntenscheune ist das Tenn mit seiner Nutzung und seinen räumlichen Qualitäten von zentraler Bedeutung. Dort setzt auch die Wandlung an, bei der der Raum der Erschliessung in seiner Logik erhalten wird. Selbstverständlich fordert die neue Nutzung eine andere architektonische Form und Stimmung. Entscheidend ist, wie die neuen Teile die Verbindung zum Bestand herstellen und diesen im besten Fall besser lesbar machen. Grundlage des Umbaus ist ein bauliches Konzept, bei dem die verifizierten Elemente des Bestandes bestehen bleiben. Dort, wo erhaltende Massnahmen angesagt sind, werden die Ergänzungen, oder wo nötig der Ersatz, mit denselben handwerklichen Methoden realisiert.