“Home again”, mit Caruso St. John, Zürich, 2. Preis
Der Wandel der Industriegesellschaft zur Wissensgesellschaft hat unsere Art zu arbeiten und zu wohnen rasant verändert. Die Digitalisierung des täglichen Lebens treibt die Flexibilität unseres Alltags an Grenzen, die einen Einfluss auf die Typologien des Wohnens und des Arbeitens haben. Die Aufhebung der üblichen Trennung von Arbeiten und Wohnen, insbesondere in Bezug auf den architektonischen Ort, führt zu einer Vermischung dieser zwei Lebenswelten und ermöglicht es, beide Bereiche räumlich nah zu erleben. Die Architektur hat bisher wenig Antworten auf diese Veränderung geliefert. In der Vergangenheit haben Klöster den intellektuellen Diskurs geprägt, und die Universitäten, besonders im angelsächsischen Raum, entwickelten aus der Verbindung von Arbeiten und Wohnen den architektonischen Typ des Campus. Diese zwei Bilder sind, aufgrund ihrer räumlichen Abgeschlossenheit, auf die heutige Situation zwar nicht komplett übertragbar, aber sie geben Hinweise, wie sich eine neue architektonische Form für die Wissensgesellschaft ausbilden liesse.
Die städtebauliche Figur des neuen Steinel-Areals soll die räumlichen Erwartungen, an gleichzeitiger Nähe und Distanz von Arbeiten und Wohnen, durch eine klare funktionale und atmosphärische Qualität der Aussenräume einlösen. In Anlehnung an die Bilder des Campus und des Klosters sind die verschiedenen Gebäudeteile der Produktionshalle, des Wohnens und des Gewerbes um drei Innenhöfe herum angeordnet. Der Spannungsbogen reicht vom privaten Garten mit direktem Bezug zu den gereihten Häusern über den „romantisch-pittoresken“ und auch etwas robust gestalteten Garten in den zwei halböffentlichen Innenhöfen bis hin zum mittig gesetzten öffentlich zugänglichen Hof mit Fussballplatz. Eine grosse Flexibilität der Nutzungsprogrammierung soll die einzelnen Häuser begleiten, um verschiedenartigen Nachfragen gerecht zu werden. So werden auf der Ebene der Haustypologien verschiedene Strukturen angeboten, vom kleineren dreigeschossigen Einfamilienhaus bis zur mehrräumigen Geschosswohnung. Die Häuser des Gewerbes zeichnen sich durch eine grössere Gebäudetiefe aus, welche einerseits die schon bekannten Nutzungen aufnehmen können, andererseits aber auch für weitere zukünftige Nutzungen geeignet sind. Darüber hinaus soll es möglich sein, Wohnungen als Arbeitsräume zu nutzen und umgekehrt.